Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Gesundheitsstörung, die gekennzeichnet ist durch ein tiefgreifendes Muster der Instabilität von Beziehungen, Selbstbild, Gemüt und Verhalten und einer Überempfindlichkeit gegenüber möglichen Zurückweisungen und Angst vor dem Verlassenwerden.
Inhalt:
Ursachen für Borderline
Gene und Umweltfaktoren können zur Entstehung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung beitragen.
Bestimmte Menschen haben eine genetische Veranlagung, schlecht auf Stresssituationen zu reagieren, was sie empfänglicher für die Entwicklung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sowie für andere psychische Gesundheitsstörungen macht. Außerdem tritt die Borderline-Persönlichkeitsstörung tendenziell in Familien auf, was einmal mehr dafür spricht, dass sie zum Teil vererbt sein könnte.
Belastende Erfahrungen in der frühen Kindheit können zur Entstehung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung beitragen. Viele Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung wurden körperlich oder sexuell misshandelt, von ihren Bezugspersonen getrennt und/oder haben als Kinder ein Elternteil verloren. Die Unsicherheit ihrer Bindung zu ihren Bezugspersonen trägt zu den Symptomen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung bei.
Symptome
Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung wirken häufig stabiler als sie sich selbst fühlen.
Angst vor dem Verlassenwerden
Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung fürchten zum Teil, dass sie verlassen zu werden, weil sie nicht allein sein möchten. Manchmal haben sie das Gefühl, dass sie gar nicht existieren, häufig dann, wenn sie niemanden haben, der sich um sie kümmert. Sie fühlen häufig eine innere Leere.
Wenn Menschen mit dieser Störung das Gefühl haben, dass sie verlassen werden, werden sie typischerweise ängstlich und wütend. Sie können beispielsweise in Panik oder außer sich geraten, wenn jemand, der ihnen wichtig ist, einige Minuten zu spät kommt oder eine Verabredung absagt. Sie gehen davon aus, dass diese Fehltritte daher kommen, weil sie der Person nicht wichtig genug sind und nicht durch völlig unabhängige Umstände. Sie können denken, dass abgesagte soziale Aktivitäten bedeuten, dass die andere Person sie zurückweist und dass sie schlecht sind. Die Intensität ihrer Reaktion spiegelt ihre Empfindlichkeit gegenüber dieser Zurückweisung wider.
Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung haben Mitgefühl für eine andere Person, aber nur, wenn sie der Meinung sind, dass diese Person immer für sie da ist, wenn sie diese brauchen. Sie wünschen sich zwar eine intime Beziehung und möchten für andere da sein, aber sie haben Schwierigkeiten, eine stabile Beziehung zu pflegen. Sie neigen dazu, sehr hohe Erwartungen davon zu haben, wie nahestehende Personen sich verhalten sollten, und ihre Gefühle hinsichtlich der Beziehung können rasch und sehr intensiv schwanken.
Wut
Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung haben Probleme ihre Wut zu kontrollieren und werden häufig unangemessen und übermäßig wütend. Sie können ihrer Wut mit bitterem Sarkasmus oder in wütenden Tiraden Luft machen. Ihre Wut richtet sich häufig gegen enge Freunde, ihre Liebespartner, Familienmitglieder und manchmal gegen ihre Ärzte, weil sich sie vernachlässigt und verlassen fühlen.
Nach dem Wutausbruch fühlen sie sich häufig beschämt und schuldig, was wiederum ihre Selbstvorwürfe bestärkt.
Unbeständigkeit
Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung neigen dazu, ihre Meinung über andere abrupt und dramatisch zu ändern. Sie können beispielsweise jemanden früh in der Beziehung idolisieren, viel Zeit mit ihnen verbringen und alles mit ihnen teilen. Plötzlich können sie der Ansicht sein, dass sich die Person nicht genug um sie kümmert und enttäuscht sein. Dann können sie die Person entweder schlecht machen oder sogar auf sie wütend sein.
Sie können in einem Moment bedürftig sein und sich im nächsten Moment darüber aufregen, dass sie schlecht behandelt werden. Ihre Einstellung ändert sich je nachdem, wie verfügbar die anderen sind und welche Unterstützung sie von ihnen erhalten. Wenn Sie sich unterstützt fühlen, können sie verletzlich und bedürftig wirken, und wenn sie sich bedroht oder enttäuscht fühlen, können sie wütend werden und andere herabsetzen.
Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung könne außerdem sehr abrupt und dramatisch das Bild von sich selbst ändern, was sich darin ausdrückt, dass sie ihre Ziele, Werte, Meinungen, beruflichen Wege oder Freunde plötzlich ändern.
Die Stimmungswechsel dauern in der Regel nur einige Stunden an und selten länger als ein paar Tage. Der Gemütszustand kann sich ändern, weil Menschen mit dieser Störung ganz empfindlich auf Anzeichen von Zurückweisung oder Kritik in ihren Beziehungen reagieren.
Impulsives Verhalten und Selbstverletzung
Viele Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung handeln impulsiv und verletzen sich dabei nicht selten. Sie können an Glücksspielen teilnehmen, unsicheren Sex haben, Fressgelüsten nachgeben, halsbrecherisch fahren, Probleme mit Substanzgebrauch haben oder zu viel Geld ausgeben.
Selbstmordbezogene Verhaltensweisen, unter anderem Selbstmordversuche und -drohungen und Selbstverletzung (z. B. indem sie sich selbst ritzen oder verbrennen), treten sehr häufig auf. Obgleich viele der selbstzerstörerischen Handlungen nicht mit der Absicht durchgeführt werden, ihr Leben zu beenden, ist das Risiko für Selbstmord bei diesen Menschen 40-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Ungefähr 8 bis 10 Prozent der Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung sterben durch Selbstmord. Dieses selbstzerstörerische Verhalten wird häufig durch Zurückweisung, subjektiv wahrgenommenes Verlassen oder durch Enttäuschung von jemand, der ihnen nahesteht, ausgelöst. Betroffene können sich auch selbstverletzen, um damit auszudrücken, dass sie schlecht sind, oder um sich selbst spüren zu können, wenn sie sich selbst gegenüber fremd oder leer fühlen (sogenannte Dissoziation). Manchmal neigen Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung zu Selbstbeschädigung, um damit von schmerzhaften Gefühlen abzulenken.
Sonstige Symptome
Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung gehen häufig gegen sich selbst vor, wenn sie ein Ziel fast erreicht haben, damit andere den Eindruck gewinnen, dass sie mit großen Mühen zu kämpfen haben. Sie können beispielsweise kurz vor Schulabschluss einfach aus der Schule treten oder eine gut laufende Beziehung einfach beenden.
Wenn diese Personen stark unter Druck stehen, können sie kurze paranoide Schübe oder Symptome haben, die einer Psychose gleichen (z. B. Halluzinationen) oder an Dissoziation leiden. Der Stress wird in der Regel durch das Gefühl verursacht, dass keiner sich für sie interessiert (das heißt, sie fühlen sich verlassen und allein) oder sie fühlen sich gebrochen und wertlos. Dissoziative Störung heißt, sich unwirklich zu fühlen (sogenannte Derealisation) oder den Eindruck zu haben, vom eigenen Körper oder den eigenen Gedanken abgekoppelt zu sein (sogenannte „Depersonalisation“). Diese Schübe sind vorübergehend und in der Regel nicht schwerwiegend genug, um als eigene Störung angesehen zu werden.
Quelle: www.msdmanuals.com