Hier erklären wir dir was eine Depression ist und wie man eine Depression von Stimmungsschwankngen unterscheidet.
Inhalt:
- Was ist eine Depression?
- Woran erkenne ich eine Depression?
- Wie unterscheide ich Stimmungsschwankungen und eine Depression?
Was ist eine Depression?
Der Begriff Depression kommt vom lateinischen Verb „deprimere“ und bedeutet so viel wie herunter- oder niederdrücken. Die Depression zählt zu den Stimmungs- und affektiven Störungen und zeigt sich durch anhaltende Stimmungstiefs, fehlenden Antrieb, Interessenverlust sowie viele körperliche Symptome. Für eine betroffene Person ist es sehr schwierig bis unmöglich ihr alltägliches Leben zu gestalten, da ihre Gedanken und Gefühle, ihr Verhalten und auch körperliche Vorgänge stark verändert sind.
Wieso Menschen depressiv werden, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Besondere und extrem belastende Lebensumstände oder auch genetische Veranlagung können eine Depression auslösen. Studien zeigen, dass eine Vielzahl von Faktoren zusammenspielen wie zum Beispiel ein neurochemisches Ungleichgewicht, Genetik, Stress, soziale Faktoren wie zum Beispiel Einsamkeit sowie psychologische Faktoren, also die Eigenschaften und Persönlichkeitszüge eines Menschen.
Es gibt verschiedene Arten der Depression.
Die häufigsten findest Du hier kurz erklärt:
Major Depression: Major Depression, also schwere Depression, ist der offizielle Begriff für das, was wir gewöhnlich meinen, wenn wir von Depressionen sprechen. Eine betroffene Person leidet seit mindestens zwei Wochen unter einem niedrigen Energieniveau, Traurigkeit, einem Gefühl der Leere und Apathie, geringer Selbstachtung und geringem Selbstwertgefühl, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten.
Der Verlust von Interessen und der Fähigkeit, Freude an Aktivitäten zu finden, die früher Freude bereitet haben, ist das typischste Anzeichen einer schweren Depression. Ein Zehntel der Personen, die an einer schweren Depression leiden, sind zwischen 10 und 24 Jahre alt. Frauen sind zudem häufiger betroffen als Männer, was auf hormonellen Veranlagungen, soziale Faktoren und einen anderen Umgang mit Problemen zurückzuführen ist.
Bipolare Störung: Im Gegensatz zu einer Major Depression, für die anhaltende Gefühle der Leere, Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit typisch sind, erleben Menschen mit einer bipolaren Störung auch extremes Glück. Auf diese Glücksphase folgt früher oder später immer eine depressive Episode. Stimmungsschwankungen sind ein normaler Teil des Lebens, aber bei Menschen mit bipolaren Störungen sind die Höhen und Tiefen extrem.
Äußerst glückliche Episoden werden als manische Episoden und niedrige Phasen als depressive Episoden bezeichnet. Beide sind gefährlich. In der manischen Phase zeigt eine Person rücksichtsloses Verhalten, das ihr oder anderen schaden kann. Beispiele dafür sind ungeschützter Sex, unkontrolliertes Geldausgeben, impulsives Treffen wichtiger Entscheidungen, Ausübung von Extremsportarten und Drogenmissbrauch. Die bipolare Störung wird gewöhnlich in der späten Jugend, zwischen 18 und 21 Jahren, diagnostiziert.
Dysthymie: Dysthymie ist eine Stimmungsstörung, für die lange Zeiträume – mindestens ein Jahr – mit schlechter, depressiver, reizbarer Stimmung typisch sind. Sie fühlt sich weniger intensiv an als eine Depression. Darüber hinaus kann die Dysthymie, wenn sie nicht behandelt wird, schwere Folgen für Jugendliche haben, wie zum Beispiel Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Umgang oder mit ihren Emotionen entwickeln. Den Schulalltag zu meistern, kann für sie schwer werden. Eine Dysthymie kann später zu schweren Depressionen führen.
Prämenstruelle dysmorphe Störung: Bei der prämenstruellen Dysmorphie handelt es sich um ein sehr intensives prämenstruelles Syndrom (PMS). Wenn sich Frauen etwa 10 Tage vor dem Ende ihrer Periode niedergeschlagen, traurig und empfindlicher fühlen, ist dies ein ganz normaler Teil des weiblichen Monatszyklus. Aber prämenstruelle dysmorphe Störungen können so schwerwiegend sein, dass das tägliche Leben, Beziehungen, Schule und Arbeitsleistung von Frauen beeinträchtigt werden. Betroffene Frauen fühlen sich oft deprimiert, hoffnungslos, ängstlich, wütend und außer Kontrolle. Sie leiden unter Schlafproblemen und Konzentrationsschwierigkeiten.
Burnout Syndrom: Der Begriff Burnout kommt aus dem Englischen und bedeutet „ausgebrannt“. Burnout hat keine eigene Diagnose als Krankheit, wird aber als Faktor eingestuft, der das Wohlbefinden einer Person beeinflusst. Burnout ist definiert als eine Reihe von Symptomen, die aus chronischem Stress am Arbeitsplatz entstehen. Es umfasst drei Aspekte:
- anhaltende emotionale Erschöpfung
- das Gefühl, dass die eigene Arbeit nicht effektiv, sondern sinnlos ist
- verminderte berufliche Wirksamkeit
Bestimmte Symptome, die als typische Burnout-Symptome gelten, treten auch bei anderen psychischen Erkrankungen auf wie zum Beispiel bei depressiven Störungen, Angststörungen oder dem chronischem Erschöpfungssyndrom. Oft verbirgt sich hinter einem Burnout eine Depression – und umgekehrt. Bei der Diagnose ist jedoch Vorsicht geboten, da Burnout und Depressionen unterschiedlich behandelt werden und eine falsche Behandlung schwerwiegende Folgen für die Patient:innen haben kann. Das betrifft zum Beispiel die Entscheidung, ob die betroffene Person Antidepressiva einnehmen soll. Eine falsche Diagnose kann eine Therapie weniger wirksam machen.
Wie kannst Du die zwei Erkrankungen unterscheiden? Depression umfasst alle drei oben aufgeführten Aspekte des Burnouts. Aber dazu gehören auch ein geringes Selbstwertgefühl, Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken. Negative Gedanken und Gefühle erstrecken sich bei Depressionen auf alle Lebensbereiche, während sie bei Burnout strikt auf die Arbeit beschränkt sind. Das Burnout ist zwar keine Depression, kann aber zu einer werden.
Woran erkenne ich eine Depression?
Treten mindestens zwei Hauptsymptome gleichzeitig und durchgehend länger als 2 Wochen auf, dann solltest Du Deinen Freund bzw. Deine Freundin dabei unterstützen, sich seinen bzw. ihren Eltern anzuvertrauen, Hilfe anzunehmen und einen Arzt bzw. eine Ärztin aufzusuchen.
Bei den typischen Merkmalen für eine Depression wird zwischen Haupt-, Zusatz- und körperlichen Symptomen unterschieden.
Hauptsymptome
- gedrückte Grundstimmung, tiefe Traurigkeit und Niedergeschlagenheit
- Interessenverlust und Freudlosigkeit
- Antriebslosigkeit und Energielosigkeit, oft schon nach kleinen Anstrengungen
Zusatzsymptome
- Konzentrations- und Entscheidungsschwierigkeiten
- mangelndes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Schuldgefühle und ständiges Grübeln
- Gefühle von Wertlosigkeit und Überforderung
- negative und pessimistische Gedanken an die Zukunft
- innere Leere
- Rückzug von Freund:innen und Angehörigen
- Suizidgedanken oder Suizidhandlungen
- Angst und Unruhe
- Verlust von sexuellem Interesse
Körperliche Symptome
- Müdigkeit, Erschöpfung und Energielosigkeit
- Schlafstörungen
- Veränderung der Essgewohnheiten, meist Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust oder -zunahme
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Magen-/Darmbeschwerden
- Gliederschmerzen
- ungewöhnliche Langsamkeit in den Bewegungen
- erhöhte Schmerzempfindlichkeit
Das Tückische an einer Depression ist, dass sie gar nicht so leicht zu erkennen und zu diagnostizieren ist. Oft wissen die Betroffenen gar nicht, dass sie unter einer Krankheit leiden. Denn die Beschwerden und Symptome sind nicht immer eindeutig. Depressive Menschen haben Mühe, sich zu konzentrieren, fühlen sich leer und erschöpft, sind gereizt oder sehr sensibel, sind emotionslos, fühlen sich körperlich unwohl oder verlieren ihren Appetit. Oft halten sich die Betroffenen selbst für Versager. Schließlich ist all das „nur psychisch“ bedingt. Doch: Wer unter Depressionen leidet, ist krank und braucht intensive Behandlung.
Wenn Du jemanden kennst, der unter anhaltenden Depressionen leidet, ermutige ihn bzw. sie, einen Arzt bzw. eine Ärztin aufzusuchen. Begleite die Person und sei für sie da.
Wie unterscheide ich Stimmungsschwankungen und eine Depression?
„Voll depri drauf sein“ kommt gerade in der Pubertät oft vor und dauert einige Augenblicke, Stunden oder Tage – solche Stimmungstiefs kennt jede:r. Sie sind keine Depression und legen sich mit der Zeit wieder. Es kann verwirrend sein, Stimmungsschwankungen und Depressionen oder andere psychische Probleme auseinanderzuhalten.
Was kann Dir dabei helfen? Es ist sehr wichtig Trauer, Sorgen, Ängste und Befürchtungen Deiner Freund:innen als echte und gültige Emotionen anzuerkennen – egal woher diese Gefühle kommen und wie alt die Person ist.
Empfindest du manchmal die schwankende Stimmung oder eine deprimierte Episode eines bzw. einer Freund:in als übertrieben? Klar ist, dass Du andere Krisen-Erfahrungen als Dein Freund bzw. Deine Freundin gesammelt hast – schließlich seid ihr zwei verschiedene Menschen, die unterschiedliche Eigenschaften, Stärken und Schwächen mit sich bringen. Denk also daran: Ein Problem, mit dem Du gut zurecht kommst, kann für eine andere Person eine große – wenn nicht sogar unlösbare – Herausforderung bedeuten.
Wichtig als Freund:in, Elternteil, Lehrer:in oder Kolleg:in: Wenn eine Person Stimmungsschwankungen bzw. deprimierte Phasen hat, nimm die Situation und die Gefühle des anderen ernst. Gehe auf Dein Gegenüber zu und frage ausdrücklich und verständnisvoll nach, was gerade in der Person vorgeht. Denk daran, dass aus ihrer Sicht die Sorgen, Gefühle und Probleme sehr real sind. Depressionen oder andere Stimmungsstörungen können zu jeder Zeit im Leben auftreten. Im Unterschied zu einer gelegentlichen depressiven Verstimmung oder Traurigkeit ist es bei einer Depression sehr schwierig bis unmöglich, das alltägliche Leben zu gestalten. Gedanken, Gefühle, Verhalten und auch körperliche Vorgänge sind stark verändert.
Hör Deinem Freund bzw. Deiner Freundin zu: Gemeinsam könnt Ihr Euch folgende drei Punkte anschauen, an denen sich Depressionen von Stimmungsschwankungen unterscheiden lassen (bevor Ihr einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsucht):
#1 Schweregrad: Wut, Traurigkeit, Reizbarkeit, Einsamkeit, Apathie, Unsicherheit und andere negative Emotionen sind viel intensiver, wenn die Person eine Depression hat.
#2 Dauer: Wenn starke negative Gefühle oder Apathie länger als zwei Wochen ohne Unterbrechung andauern, kann dies auf eine Depression hindeuten.
#3 Bereiche: Wenn negative Gefühle oder ungewöhnliches Verhalten in mehreren Lebensbereichen (z.B. nicht nur zu Hause, sondern auch in der Schule, bei der Arbeit und im Freundeskreis) wahrgenommen werden, kann eine schlechte Stimmung auf eine Stimmungsstörung und nicht auf eine bestimmte Situation zurückzuführen sein.
20% der Kinder und Jugendlichen erleben noch vor ihrem 18. Lebensjahr eine depressive Episode. Studien zeigen, dass Stimmungsstörungen ihre Wurzeln oft früh im Leben haben. Im Jugendalter steigt das Risiko für Depressionen von 5 auf 20 %. Eine Depression verschwindet nicht einfach wieder und muss von einem Arzt bzw. einer Ärztin behandelt werden. Ärzt:innen können eine Therapie und/oder Medikamente dagegen verschreiben.
Quelle:www.frnd.de